©Tierarztpraxis Dr. Jörg Schwenke, Goethestr.6, 67227 Frankental 2017
Tierarztpraxis Dr. Jörg Schwenke
Der Igel
Pro Igel Hotline:
Tel.: 08382 – 3021 6023 6024
Faxabruf: 08382 - 3022
Kleine Igelbiologie
Igel sind dämmerungs- und
nachtaktive Insektenfressende
Winterschläfer. Erwachsene Igel
haben eine Körperlänge von 24-28cm
und wiegen 800-1500g.
Ausgewachsene Igel haben rund 6000
bis 8000 Stacheln.
Sie haben einen hervorragenden
Geruchssinn, wodurch sie Artgenossen
und Nahrung finden. Das Gehör ist
ebenso sehr ausgeprägt und reicht
weit in den Ultraschallbereich hinein.
Ihr Sehvermögen ist dagegen nur
mäßig. Das Jacobsonsche Organ ist ein
zusätzliches Sinnesorgan. Trifft ein
Igel auf einen ihm unbekannten Stoff
oder Geruch, benagt und beriecht er
diesen bis schaumiger Speichel
entsteht. Danach spuckt er den
Speichel auf seinen Rücken.
Die Paarungszeit der Igel liegt
zwischen Mai und August. Nach einer
Tragezeit von 35 Tagen kommen etwa
4 Junge zur Welt, die ca. 12-25g
wiegen.
Im Winterschlaf liegt die Herztätigkeit
bei ca. 8 Schlägen pro Minute (sonst
180 Schl.p.M.), der Atem lediglich bei
3-4 mal pro Minute. (Sonst 40-50 mal
pro M.). Die Körpertemperatur sinkt
von 36 Grad auf 5 Grad, ist aber
immer höher als dir
Umgebungstemperatur.
Während des Winterschlafes verliert
ein Igel 20 bis 40% seines
Körpergewichts.
Die Lebenserwartung liegt
durchschnittlich bei 2-4 Jahren.
Nicht jeder Igel braucht Hilfe – aber
jede Hilfe muss richtig sein!
Igelfinder mögen sich bitte unbedingt
umgehend mit einem Tierarzt oder
Igelstation in Verbindung setzen um
fachkundigen Rat und medizinische
Hilfe einzuholen, damit Kranke oder
Verletzte Tiere nicht zu einem
qualvollen Tod verurteilt sind.
Nach § 20 des
Bundesnaturschutzgesetzes ist es
erlaubt, verletzte oder kranke Tiere
aufzunehmen und gesund zu pflegen.
Wenn es der Zustand der Tiere
erlaubt sind sie unverzüglich wieder
auszuwildern.
Ob ein Igel im Spätherbst
aufgenommen werden muss hängt
nicht nur von seinem Körpergewicht
ab.
Bei einem Körpergewicht von unter
unter 300g im Oktober
unter 400g im November
unter 500g im Dezember
sollte ein Tier aufgenommen werden.
Igel stehen unter Naturschutz und
dürfen nur aus der Natur entnommen
und gefangen gehalten werden bei:
a. Verletzungen
Sichtbare Verletzungen am Körper,
auch Verkrustungen der Augen, Ohren
und Bauch.
Sie tagelang in Gruben oder leeren
Schwimmbecken ohne Wasser und
Futter gefangen waren.
b. Krankheit
Igel zeigen bei Krankheit gewöhnlich
abnorme Verhaltensweisen, wie
beispielsweise umherirren und
Futtersuche tagsüber. Oftmals können
sie nicht richtig laufen bei
Verletzungen und Madenbefall oder
zeigen Stachel- oder Haarausfall.
Kranke Igel rollen sich kaum ein, sind
mager, (Einbuchtung hinter dem Kopf,
herausstehende Hüftknochen)
apathisch und ihre Augen sind
eingefallen, schlitzförmig.
Ausnahmen: Wenn im Garten oder
Parks gearbeitet wird und Laubhaufen
oder Holstapel entfernt werden
können Igel gestört werden. Auch
durch z.B. Hunde oder
Baumaßnahmen können Igelnester
zerstört werden, auch säugende
Igelweibchen suchen tagsüber einen
weiteren Schlafplatz außerhalb des
Aufzuchtnestes.
c. Herumlaufen bei Wintereinbruch
und Dauerfrost
Diese Tiere können krank sein. Auch
Alttiere oder Jungtiere, die im Herbst
nicht genug Fettpolster zugelegt
haben findet man häufig tagsüber auf
Futtersuche.
d. Verwaiste Igelbabys
Igeljunge mit noch geschlossenen
Augen und Ohren die tagsüber im
Freien angetroffen werden und sich
womöglich kühl anfühlen, sind
mutterlos und nach eingehender
Beobachtung der Umgebung
umgehend in eine Igelstation zu
bringen, da sie besonderer Hilfe
bedürfen.
Erstmaßnahmen beim Igelfund
* Pflegeprotokoll anlegen!
Genaue Fundstelle, Datum, Uhrzeit
und Gewicht
Weiterhin Gewichtszunahme,
Tierarztbesuche, Medikamente usw.
* Geschlechtsbestimmung
Bei Alttieren besonders wichtig, da es
sich um säugende Muttertiere handeln
kann. Der einzig sichtbare
Geschlechtsunterschied ist die Lage
der Geschlechtsteile. Männchen
haben etwa in der Bauchmitte einen
häutigen Knopf, den Penisaustritt.
Weibchen haben beide
Körperöffnungen eng zusammen unter
der Schwanzwurzel.
* Auf Verletzungen untersuchen
Hierzu muss man genau den Kopf ,
Bauchbereich und die Beine
inspizieren.
* Aufwärmen von unterkühlten Tieren
Eine Unterkühlung besteht dann,
wenn sich die Bauchseite kühler
anfühlt als die eigene Hand. Das
unterkühlte Tier ist sofort auf eine
Gummiwärmflasche zu setzen, die mit
gut handwarmem Wasser gefüllt und
mit einem Frotteehandtuch (ohne
Aufhänger, Löcher oder
heraushängende Fäden –
Verletzungsgefahr) umwickelt ist. Mit
einem weiteren Handtuch wird das
Tier dann zugedeckt.
* Außenparasiten entfernen
Bei verletzten oder schwachen Tieren
findet man in der warmen Jahreszeit
oft Fliegeneier oder- Maden in
Wunden, aber auch in den
Körperöffnungen (Ohren, Mund, After
etc) die sofort und sehr sorgfältig mit
einer Pinzette entfernt werden
müssen.
Fliegeneier sind weißliche, etwa
1,5mm lange aneinanderklebende
Stäbchen, Fliegenmaden kleine
weißliche Würmchen.
Gegen Igelflöhe gibt es beim Tierarzt
ein spezielles Spray (kein Puder
verwenden!). Zecken werden mit
einer Pinzette gefasst und durch
drehen und gleichzeitiges ziehen
entfernt. (kein Öl, Klebstoff etc.
verwenden!)
Der Igel sollte nicht gebadet werden,
da dies zusätzlich Streß verursacht.
* Tierarzt und/oder Igelstation
aufsuchen
In jedem Fall sollte so bald wie
möglich ein Tierarzt und/ oder eine
Igelstation aufgesucht werden.
Verletzungen zu versorgen ist Sache
des Tierarztes. Auch hilft er bei der
Entfernung von Außen-,
Innenparasiten und geschwächten
Tieren kann durch entsprechende
Präparate geholfen werden.
Unterkunft und Nahrung allein helfen
ihm nicht!
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* Kot sammeln für Untersuchungen
Kotsammelgefäße können in unserer
Praxis abgeholt werden. Es sollte Kot
von 2 Tagen gesammelt werden, da es
ungegemein wichtig ist wie stark der
Befall mit Darmparasiten ist.
* Ernährung der Igel
Igel sind Insektenfresser, doch in der
Gefangenschaft soll man sie nicht mit
Schnecken, Regenwürmern etc.
ernähren, weil diese Überträger von
Innenparasiten sind. Die Ernährung
eines Igelpfleglings muss sich an der
inhaltlichen Zusammensetzung der
natürlichen Nahrung orientieren, also
fett- und eiweißreich sein.
Igel dürfen niemals einseitig ernährt
werden. Für eine abwechslungsreiche
Ernährung eignen sich als
Grundnahrungsmittel
Katzen- oder Hundefutter
Eier (als Rührei oder hartgekocht)
Geflügel (gekocht)
Hackfleisch (durchgegart)
Zum Anbraten empfiehlt sich
Maiskeimöl, da es für den Igel
günstige Komponenten enthält.
Für eine gute Verdauung unerlässlich
– Ballaststoffe –
Weizenkleie
Haferflocken
Igeltrockenfutter
Zusätzliche Vitamin- oder
Mineralstoffabgabe sind nur nach
tierärztlicher Verordnung sinnvoll.
Die erforderliche Nahrungsmenge
hängt vom Körpergewicht und vom
Gesundheitszustand eines Tieres ab.
Ein mittelgroßer Igel benötigt ca. 150
g Futter täglich, wobei der Maßstab
für die richtige Futtermenge die
tägliche Gewichtszunahme (ca. 10g –
20g) g ist.
Gefüttert wird in der Regel nur
einmal täglich, und zwar abends.
Läuft jedoch ein offensichtlich
hungriges Tier tagsüber im Gehege
herum, sollte es selbstverständlich
Futter bekommen. Alle Speisen bei
Raumtemperatur anbieten, nicht
herdwarm oder kühlschrankkalt.
Füttern sie keine Speisereste, nichts
Süßes, nichts Gewürztes, kein
Gemüse oder Obst, keine
Milchprodukte oder Nüsse. Zum
,,Zähneputzen“ gibt man1-2 mal pro
Woche etwas gekochtes Hühnerklein
(Flügel, Hälse, Rücken) mit den
Knochen aber ohne Haut, da Igel zu
Zahnsteinansatz neigen. Die im
Handel angebotene Igeltrockenfutter
ist nur als Beimischung, keinesfalls als
Alleinfutter geeignet.
* Getränk
Zu Trinken bekommt der Igel nur
frisches Wasser. Das Wasser reicht
man in kippsicheren, flachen
Porzellan- oder Glasschälchen.
Milch ist vom Igel wegen des
Milchzuckers nicht verträglich und
kann Durchfall, Darmentzündung und
Infektionen bewirken, die tödlich sein
können.
* Gesunde Igel sofort wieder frei
lassen
Hat der Tierarzt oder die Igelstation
erkannt, das es sich bei dem
aufgenommenen Tier um einen
gesunden Igel handelt, sollte er
unverzüglich wieder an seinen
Fundort bzw. in dessen Umgebung
zurückgebracht werden.
* Zwangsfütterung
Kranke und schwache Igel, die
selbstständig keine Nahrung
aufnehmen, müssen mit einer
Einwegspritze (natürlich ohne Nadel)
ernährt werden. Dazu nimmt man den
Igel in leicht sitzende Stellung und
gibt das Futter seitlich ins Mäulchen.
Als Nahrung eignet sich Hipp –
Fleischzubereitung püriert (ab 4.
Monat) oder Hill’s Prescription Diet
Canine/Feline a/d, welches sie in
unserer Praxis bekommen, das mit
Fenchel- oder Kamillentee verdünnt
wird. Kurzfristig kann man auch
laktosearme gebrauchsfertige
Katzenmilch füttern. Man gibt ca. 4-5
mal täglich je 10-30ml. Im Gehege
sollte aber auch immer normales
Futter stehen, so das der Igel
jederzeit selbstständig Futter
aufnehmen kann.
* Unterkunft
Ein Igelpflegling benötigt mindestens
2 qm Gehege, welches
ausbruchsicher, d.h. ca. 45-50 cm
Seitenhöhe (Igel klettern sehr gut)
haben sollte. Am besten geeignet sind
Holz- oder Spanplatten. Das Gehege
sollte in einem gut belüfteten Raum (
ca. 18-20°C) mit Lichteinfall und
normaler Luftfeuchtigkeit gestellt
werden. Den Boden legt man mit
einigen Lagen Zeitungspapier aus.
Jeden Morgen sollte das Gehege
gesäubert werden. Als Schlafhäuschen
nimmt man einen ca. 30x30cm Karton
in den man seitliche Öffnungen von
ca. 10x10cm schneidet welches als
Schlupfloch dient, das Schlafhäuschen
wird mit reichlich zerknülltem
Zeitungspapier (keine Lappen, Heu,
Stroh oder Laub) gefüllt. Es sollte 1-2
mal wöchentlich gewechselt werden.
* Winterschlaf
Wenn der Igel bei häuslicher
Überwinterung ein ausreichendes
Gewicht (Jungtier 600-700g) erreicht
hat und gesund ist, sollte ihm die
Möglichkeit geboten werden
Winterschlaf zu halten.
Das Schlafhaus sollte gut isoliert sein
und das Gehege muss an einem
kalten, wettergeschützten Ort
stehen. Die Umgebungsteperatur
sollte möglichst der Aussenteperatur
entsprechen ( weniger 6°C). Bei mehr
als 6°C Temperatur fällt der Igel
lediglich in einen Kräfte zehrenden
Dämmerschlaf, in dem er weder
fressen noch Winterschlaf halten
kann. Auch Winterschläfer müssen
kontrolliert werden, darum befestigt
man ein Stück Toilettenpapier vor
dem Schlupfloch des Schlafhauses, so
das man merkt ob der Igel evtl. doch
noch aktiv ist. Etwas Hunde- oder
Katzenfutter sollte aber weiterhin im
Gehege stehen, falls der Igel doch aus
dem Winterschlaf aufwacht.
* Aufwachphase und Auswilderung
Zwischen Ende März und Mitte April
beendet der Igel meist seinen
Winterschlaf und hat stark an Gewicht
verloren. Da er zu dieser Zeit jedoch
nur wenig Futter findet und bei
nochmaligem Frost wenig Chancen
hätte zu überleben, sollte er noch ca.
2-3 Wochen gefüttert werden. Die
Auswilderung sollte möglichst in den
frühen Abendstunden erfolgen. Im
Sinne des Naturschutzgesetzes und
der eingetretenen
Fortpflanzungsperiode muss der Igel
spätestens unmittelbar nach den
Eisheiligen (Anfang Mai) und möglichst
am Fundort ausgesetzt werden.
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